Nebst der Pomeranze, dem Leder auf der Queuespitze, ist das wichtigste Accessoire des Billardspielers die Kreide.
Auch das beste Leder kann seine Wirkung nicht entfalten, wenn keine oder eine schlechte Kreide gebraucht wird. Denn ohne Kreide ist das Leder nach wenigen Stössen völlig glatt und die Kugel rutscht ab, sobald sie leicht ausserhalb des Zentrums getroffen wird.
Es ist nicht genau bekannt seit wann Kreide beim Billardspiel gebraucht wird, aber die Anfänge liegen um 1800. Das Abrutschen vom Spielball wurde bereits durch den Einsatz von Kreide vermindert noch ehe man Leder auf das Queue klebte.
Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts hatte sich Kreide zum normalen Gebrauch beim Billardspiel durchgesetzt - es gab sie bereits in blauer und grüner Farbe, nachdem zuerst nur weisse Kreide verwendet wurde.
Erst durch die Einführung der Kreide wurde das Billardspiel zu dem was es heute ist. Die Billard-Kreide erlaubt Stösse mit Effet und gibt dem Spieler die Möglichkeit den Queueball praktisch komplett zu kontrollieren.Kreide hat eine leicht abrasive Wirkung, sie wirkt wie ein feines Schleifpapier. Die Kreidegranulate haften auf dem Leder und reiben gewissermassen an der weissen Kugel, wenn sie ausserhalb des Zentrums mit Effet (links, rechts oben oder unten) getroffen wird.
Durch diesen Schleifeffekt wird auch das Leder abgenutzt. Auch das Queue und die Ferrule leiden unter exzessivem Kreidegebrauch. Es ist deshalb empfehlenswert die Kreide sorgfältig aufzutragen und nicht unnötig das ganze Queue damit zu verschmieren.
Weil die Kreide zuweilen auch an den Kugeln haftet kommt es gelegentlich zu so genannten "Kicks", wenn eine Kugel vom Spielball getroffen wird, springt sie leicht auf und kann auch in ihrer Abprallrichtung beeinflusst werden (throw effekt).
Die weisse Kugel sollte deshalb regelmässiger abgewischt werden als die anderen Kugeln. Bei Turnieren geschieht dies oft auch während des Spiels durch den Schiedsrichter.
Heute ist Kreide nicht mehr aus Kalzium Karbonat - also aus natürlicher Kreide, sondern eine Komposition aus verschiedenen sandigen Materialien.
Dem Grundstoff werden Farbpigmente beigemischt um verschiedenfarbige Kreide zu erhalten. Weil die Kreidemischung schliesslich in einem Ofen gebrannt wird um eine kompakte Festigkeit zu erhalten, verändern die Farbpigmente ganz leicht auch die Oberflächenbeschaffenheit der Kreide.
Nicht jede Farbe haftet deshalb gleich gut auf dem Leder - und manche Farben hinterlassen deutlich mehr Flecken auf dem Tuch. Rote Kreide kann durchaus schwieriger vom Tuch zu entfernen sein als blaue Kreide der selben Marke.
Graue Master Kreide hinterlässt auf dem Queue und den Händen viel weniger Spuren. Auf manchen Tüchern dafür um so mehr.
Gute Frage. Die Firma Tweeten aus den USA stellt seit Jahrzehnten sowohl Kreide (Master, Trangle, Goldstar) her als auch Pomeranzen (Le-Prof, Triangle, Elk-Master, Triumph).
Dennoch gibt Tweeten keine Empfehlung heraus, welche Kreide am besten zu welchem Leder passt. Der Inhaber von Tweeten meinte im persönlichen Gespräch, es gäbe keinen Unterschied.
Ich denke es gibt Unterschiede aber sie sind nicht einfach empirisch nachzuweisen. Viele Spieler haben aber eine persönliche Präferenz.
Bei Poolspielern hat sich in erster Linie die blaue Masterkreide durchgesetzt. Snookerspieler, die fast ausschliesslich Elk-Master auf ihren Queues haben, verwenden dagegen praktisch immer grüne Triangle Kreide.
In den letzten Jahren ist auch die von Longoni vermarktete Blue-Diamond Kreide immer populärer geworden. Zumindest bei Kamui Schichtledern hatte ich den Eindruck, dass Blue-Diamond bessere daran haftet als Master oder Silver-Cup.
Qualitativ hochwertige Kreide zeichnet sich durch folgende Punkte aus:
Verwenden Sie Master, Triangle (beide Tweeten, USA), Silver-Cup (USA) oder Blue-Diamond (Hersteller unbekannt, wird vermutlich in Lizenz von Tweeten oder Silver-Cup hergestellt). Probieren Sie verschiedene Kreide aus und auch Grüne und Blaue. Vermutlich werden Sie nach kurzer Zeit ihre persönliche "Lieblingskreide" gefunden haben.
Ist dies der Fall: bleiben Sie dabei! Billard ist deutlich einfacher, wenn man die verschiedenen Einflussfaktoren so nieder wie möglich hält. Wenn Sie das Leder und die Kreide zu oft wechseln, sind sie ständig verunsichert über die Gründe, weshalb dieser oder jener Stoss nun gerade nicht gelingt.